Fährten und Spuren
Bestimmungshilfe für Naturfreunde
 
Leider haben viele Menschen durch zunehmende Entfernung von der Natur die Eigenschaft des Fährtenlesens verlernt. Dabei ist es - wenn man ein paar typische Merkmale kennt - gar nicht so schwierig!
Nehmen Sie doch einen Ausdruck dieser Seiten mit auf Ihren nächsten Spaziergang durch Feld und Flur.
Sie werden staunen, wie viel ein Feldweg, ein Waldpfad oder eine verschneite Landschaft bei näherem Hinsehen aussagen kann, wenn man Fährten und Spuren richtig zu "lesen" weiß.

 

Wie entstehen Fährten und Spuren?
Es handelt sich um Bodenverwundungen bei Fährten von Schalen- und Ballenabdrücken und bei Spuren von Sohlenabdrücken, die von den Tieren beim Laufen zurückgelassen werden.

Dementsprechend finden sich im Schnee und auf weichem Untergrund deutlichere Zeichen, als auf trockenem und festen Untergrund.

Während der Zeit werden diese Bodenverwundungen undeutlicher, da der Wind diese verwischt oder Regen diese mit Wasser gar ganz verschwinden läßt.
Am besten lassen sich Fährten und Spuren nach Neuschnee finden. Hierfür findet sich in der Jägersprache ein eigenes Wort: Das Ausneuen.

Was hinterläßt diese Fährten und Spuren und was kann man daraus sehen?
Auf dem Boden findet man immer einen Negativabdruck der Form der Schalen und Ballen oder Sohlen der jeweiligen Tiere.

Je nach Gangart verändern sich die Fährtenbilder.
Die Schalen der Huftiere werden bei schnellem Laufen auseinander gedrückt, um die Auftrittsfläche auf den Boden zu erhöhen und somit das Einsinken des Wildes zu verringern.
So findet sich bei einigen Tieren, wie z.B. dem Rehwild bei schneller Flucht das Geäfter in der Fährte, welches beim langsam ziehenden Stück nicht zu finden ist.

Abhängig vom Gewicht des Stückes sinkt dieses logischerweise tiefer in den Boden ein, so dass man mit ein wenig Erfahrung anhand der Fährten und Spuren Rückschlüsse auf das Gewicht und das Alter des Stückes schließen kann.

Das Fährtenbild eines Rehbockes oder eines weiblichen Stückes Rehwild (Ricke / Geis) sieht im Sprung aus wie unter a) abgebildet, schreitend wie unter b) abgebildet und im lockeren Boden wie unter c) abgebildet.

Die linke Abbildung ist ein wenig verwittert. Kennt man das Wetter in der letzten Zeit kann man etwas über das Alter der gesehenen Spur sagen.

Das Aussehen einer Fährte und einer Spur mit der Anordnung der Bodenverwundungen im Verlauf lassen einen Anhalt über die Geschwindigkeit des Stückes zu:
Grundsätzlich kann man sagen, daß der Tritt des Vorderlaufes immer stärker und ca. 1cm breiter ist als der des Hinterlaufes.

Zieht ein Stück gelassen, so liegen Vorder- und Hinterläufe in der Fährte übereinander (a).
Läuft ein Stück, so setzt es die Hinterläufe immer vor die Vorderläufe.
Dabei bilden sich die Hinterläufe nebeneinander und die Vorderläufe voreinander ab (b).
Diese kommen dann getrennt voneinander als Bodenverwundung zu Gesicht.
Zusammen mit dem Spreizen der Schalen, läßt das Fährtenbild so einen Rückschluss auf die Geschwindigkeit des Stückes zu.

Wer ist es nun gewesen?
Unterschiedliche Formen und Verhältnisse der Schalen und Ballen zueinander unterlassen logischerweise charakteristische Fährten und Spuren.

Links sind die Hufe von
1. Rothirsch, 2. Damhirsch, 3. Reh und
4. Wildschwein abgebildet.

Unten finden sich die Fährtenbilder in der selben Reinfolge.

Beim Rothirsch findet sich das Geäfter innerhalb der Linie, welche die Außenseiten der Schalen begrenzen. Im Vergleich zum Damwild findet sich ein Verhältnis von Schale zu Ballen von 2:1 beim Rotwild gegenüber einem Verhältnis von 1:1 beim Damwild. Außerdem findet sich Beim Rotwild am Übergang zwischen Schale und Ballen eine kleine Einkerbung in der Fährte.

Beim Rehwild findet sich das gleiche Fährtenbild wie beim Rotwild, allerdings sind die Schalenabdrücke wesentlich geringer und schmaler.

Beim Schwarzwild findet sich das Geäfter außerhalb der Linie, welche die Außenseiten der Schalen ziehen. Desweiteren unterscheidet sich die Fährte gegenüber der des Rotwildes durch die kürzere Schrittlänge.

Soweit die Fährten - was ist jetzt mit den Spuren?
Spuren werden wie schon angedeutet von Tieren mit Sohlen verursacht.

Wie unterscheidet man aber anhand der Spuren ob es sich um einen gemeinen Haushund, oder um einen Fuchs handelt?
Dazu bildet man eine Linie zwischen den hinteren Krallenpaaren. Schneidet diese Linie durch die vorderen Ballen, so handelt es sich um einen Haushund. Liegt diese Linie hinter den Ballen, so ist die Spur von einem Fuchs.

In ruhiger Gangart wird klar warum es in der Jägersprache heißt: Der Fuchs schnürt. Die Spur läuft gerade in einer Linie, wie auf einer Schnur aufgereiht.


Flüchtend allerdings findet sich ein ähnliches Bild wie bei den Schalentieren. Hier setzt der Fuchs die Vorderläufe voreinander und die Hinterläufe in die Mitte.

Unverwechselbar ist die Spur des Dachses.
Seine Abdrücke sehen aus wie Kinderhände.

Bei dem Dachs ist der Hinterlauf deutlich größer als der Vorderlauf.

 

 

Steinmarder (a) und Baummarder (b) unterscheiden sich in der Deutlichkeit der abgebildeten Spuren. Durch das Laufbild erklären sich die eng aneinander gelegenen Spuren.

Fehlen in der Sammlung nur noch der Hase (links) und das Kaninchen (rechts).
Bei der Bestimmung der Spur hilft uns die Kenntnis über die Lebensweise der beiden Tiere.
Der Hase ist die meiste Zeit ein Einzelgänger. Nur gelegentlich ist er in Gruppen von 2-4 Tieren anzutreffen. Und dann hält er sich in der offenen Feldmark auf.

Das Kaninchen lebt immer in Verbänden. Es hält sich hauptsächlich in einer Entfernung von ca. 500m. um den Bau auf. Es ist bei einem Kaninchen also sehr unwahrscheinlich nur eine Spur zu finden. Außerdem ist die Spur viel kleiner.

Und - alles klar?
Das ist sicher nicht zu erwarten!
Wer zum Beispiel könnte die Spur auf der linken Seite verursacht haben? Nicht wirklich einfach, aber mit ein wenig überlegen kommt man vielleicht dahinter.

Wenn nicht - nicht schlimm: Es ist ein Igel gewesen.

Viele Spuren, die in unserer Natur zu finden sind gehören nicht zu einem der hier aufgezählten Wildtiere.

Bei Fragen wenden Sie sich einfach an den Revierjäger. Der hilft Ihnen sicher gerne weiter!

Zum Schluß eine Bitte in eigener Sache:
Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind und in Feld, Flur und Wald gehen wollen, um selber nach Fährten und Spuren zu suchen und Ihnen unsere freilebenden Tiere am Herzen liegen, nehmen Sie bitte folgendes mit auf den Weg:

  • Bleiben Sie auf den Wegen und stören Sie das Wild nicht in seinen natürlichen Lebensabläufen.
  • Nehmen Sie Ihren vierbeinigen Freund an die Leine.
  • Fassen Sie kein Jungwild an, es könnte sonst von seinem Elterntieren verlassen werden.
  • Machen Sie beim Skilanglauf um Wildfütterungen einen großen Bogen.
  • Achten Sie auf das Rauchverbot im Wald und machen Sie kein offenes Feuer.
  • Hinterlassen Sie keinen Müll in unserer schönen Natur.
  • Beunruhigen und stören Sie die Tiere nicht durch Fotografieren oder Filmen.
  • Machen Sie im Wald keinen Lärm und zerstören Sie nicht mutwillig unsere heimische Flora.
  • Betreten Sie Hochsitze und Futterplätze nicht. Sie dienen der Wildhege.

 

Verwendete Abkürzungen: R = Rechts; L = Links; V = Vorne; H = Hinten

Photos als Auszüge aus: "Fährten und Spuren - Bestimmungshilfe für Naturfreunde".
Bezug über den Deutschen Jagdschutz-Verband e.V. für ca. -,30 € + Versand
 
 
  Süderwalsede