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Niedersächsische Dörfer, Wohn-
und Arbeitsgebäude Zusammenstellung kirchner-raddestorf Beginn:
11/02
Diese
Seiten werden sich bemühen, die Sonderheiten des Wohnens und der bäuerlichen
Architektur darzustellen.
Inhaltsverzeichnis Verbreitung
der niederdeutschen Hallenhäuser Karte:
Vorherrschende bäuerliche Hausformen in Norddeutschland Zur
Architektur der Fachwerkhäuser Die
Entstehung des Fachwerkbaues Rekonstruktion
eines dreischiffigen Wohnstallhauses (Pfostenhaus) Schema von
Pfosten- und Ständerhaus Das
niederdeutsches Hallenhaus Typen
Niederdeutscher Hallenhäuser Zweiständer
und Vierständerhaus Das Wohnen
im Bauern- und Ackerbürgerhaus Entwicklungsschritte
zur Erweiterung des Bauernhauses Deele mit
Toreinfahrt vom Kleinenheerser Hof Deele mit
Blick zum Flett im Haupthaus des Hofes Führing aus Leese (1570). Stube im
Haupthaus des Hofes Brandt-Everding. Waschlucht
mit Sandsteintrögen und Wasserpumpe. Traditionelle
niedersächsische Bauten unseres Raumes Haupthaus
aus Kleinenheerse (Gemeinde Raddestorf) (1673) Pfarrwitwenhaus
Borstel um 1905 Oden an die
alten Fachwerkhäuser Dorf,
Ackerflur und Gemeinheit des Dorfes. Niederdeutsche
Hofanlage im 17/18. Jh. Mühle
Hoyersvörde der Familie Gräper 1996. Die
restaurierte Mühle in Mösloh 1996 Ortsnamen -
Endungen als Datierungshilfe Ländliche
Siedlungsformen 19. Jh. in Niedersachsen
Niederdeutsche Bauernhäuser
„Der alte Haustyp ist das Niedersachsenhaus, als Einhaus
für eine Familie gebaut, Menschen und Tiere unter einem Dach. Alle hiesigen
alten Häuser sind nach dem gleichen Schema erbaut.“ Ferdinand Siemann, Warmsen. Bericht an die Historische Kommission zur Bauerntumsforschung 1936
Verbreitung der niederdeutschen Hallenhäuser
Karte: Vorherrschende bäuerliche Hausformen in Norddeutschland(n. Johannsen 1974in: Seedorf, Meyer, Landeskunde).
Zur Architektur der Fachwerkhäuser
Die Entstehung des FachwerkbauesHartmut Stöpler in: Das Fachwerk.de – Lexikon 1999 Die Vorläufer unserer heutigen
Fachwerkbauten waren einfache Hütten und Pfostenbauten. Beim Pfostenbau
wurden die senkrechten Holzstützen des Hauses in den Erdboden eingegraben.
Starke Dachlasten oder gar belastbare Dachböden konnten diese Pfosten nicht
tragen. Zwar wurden im Küstengebiet zur Eisenzeit bei größeren Pfostenbauten
schon die notwendigen Versteifungen entwickelt, aber das Ganze blieb in
seiner Statik doch etwas „wackelig“. Rekonstruktion eines dreischiffigen Wohnstallhauses (Pfostenhaus)mit seitlich stehendem Speicher aus der römischen Eisenzeit. Anders als bei den Häusern der Jungsteinzeit wurde ab der mittleren Bronzezeit infolge der Klimaverschlechterung das Vieh im Winter mit in das Haus genommen und in Boxen untergebracht. Institut für historische Küstenforschung, Wilhelmshaven in: Seedorf, Meyer, Landeskunde Die Nachteile des Pfostenbaus
mit der schnellen Fäulnisbildung an den im Erdreich eingegrabenen Pfosten führen
zur Entwicklung des Ständerbaus. Schema von Pfosten- und Ständerhausaus Kaiser u. Ottenjann 1981in: Seedorf, Meyer, Landeskunde Die Pfosten werden nicht mehr in
das Erdreich eingegraben, sondern auf Steine oder andere Unterlagen gesetzt.
Das führt dazu, dass die Wände nun stärker gesichert werden müssen, um sie
vor dem Umkippen zu bewahren.
An dieser Stelle beginnt eigentlich die Geschichte des
Fachwerkbaus. Denn jetzt werden mehrfach gesicherte Konstruktionen nötig.
Innerhalb der Wandbereiche werden Hölzer schräg gestellt (Streben) und Riegel
eingefügt. Allein mit diesen zwei Konstruktionselementen können die seitlich
einwirkenden Kräfte abgefangen werden und die Wand statisch gesichert. Lange
Zeit bleibt die Sicherung der Ständer zum Erdboden hin noch ein Problem. Erst
im 15. Jahrhundert wird es allgemein üblich, die Ständer auf durchgehende
Schwellen zu setzen und diese durch ein Fundament gegen Feuchtigkeit zu
schützen. Mit dieser Konstruktion war die Entwicklung des Fachwerks weitgehend
abgeschlossen. Änderungen sind nun eher in den gestalterischen und
dekorativen Elementen zu finden. Zwischen 1450 und 1550, in der Ablösezeit
der Gotik hin zur Renaissance, erfolgt noch einmal eine Weiterentwicklung und
Ausgestaltung der konstruktiven Möglichkeiten des Fachwerkbaus. Neben seiner
technischen Vollendung erlebte das Fachwerk vom 16. bis ins 17. Jahrhundert
in der Schnitzkunst der Hausgiebel seine höchste Blüte. [...]
Das niederdeutsches HallenhausQuelle: Museumsdorf Cloppenburg 2000 (Auszüge) Von der niederländischen Nordseeküste bis zur Danziger Bucht und vom südlichen Westfalen bis nach Schleswig-Holstein erstreckt sich das Verbreitungsgebiet eines Bauernhauses, das in der Vergangenheit als "Niedersachsenhaus", von der neueren Hausforschung aber richtiger als "niederdeutsches Hallenhaus" bezeichnet wird. Der Funktion nach ist es als sog. Einhaus anzusprechen, das die Hauptaufgabe des bäuerlichen Lebens und Wirtschaftens unter einem Dach vereinigt: nämlich das Wohnen, das Viehaufstallen, das Erntebergen und die wichtigsten Binnenarbeiten. Das Wesen des niederdeutschen Hallenhauses aber ist seine freie, hallenhafte Raumweite. Die Halle stellt dem Bauern und der Bäuerin die Aufgabe, über Menschen, Tiere und Dinge ständig Aufsicht zu führen. Beurteilen wir dieses Haus nach der Konstruktion, so muss man es als Zwei-, Drei- oder Vierständerbau oder allgemein als "Gerüstbau" bezeichnen, da seine Eigenart darin besteht, dass ein hohes Dach (als Zweiständerbau) nicht von den Außenwänden, sondern von einem inneren Gerüst getragen wird, das gleichzeitig auch die Last der Ernte aufnimmt. Die ältesten noch erhaltenen Bauernhäuser unseres Landes reichen zeitlich nicht weiter zurück als in das frühe 16. Jahrhundert. Sie bezeugen aber, dass die Bauernhäuser unserer Region vor gut 400 Jahren im wesentlichen schon die gleiche Gestalt und Raumgliederung wie die noch in größerer Zahl erhaltenen Bauten des 18. und 19. Jahrhunderts aufweisen. [...] Obwohl es erhaltene Bauernhäuser
aus dem 15. Jahrhundert nicht mehr gibt, ist es der vergleichenden
Hausforschung und der Archäologie gelungen, die Geschichte dieses
Bauernhaustyps bis zu seinen Uranfängen zurückzuverfolgen. Während der
frühbäuerlichen Periode, als der Landmann sein Vieh noch ganzjährig draußen
weidete, benötigte er nur Viehhürden, aber keine Ställe. Erst als der
frühgeschichtliche Bauer zum gepflegten Dauerfeld überging, mussten sich
zwangsläufig Haus und Hof wandeln. In dieser Phase treffen wir in
Nordwesteuropa fast überall auf Häuser im gleichen Baustil: auf
dreischiffige, von zwei Pfostenreihen getragene Hallenhäuser, bei denen
Menschen und Vieh unter einem Dach untergebracht waren. Der Wohnteil ist mit
Lehm ausgestampft, hat einen frei umgehbaren Herd [...] Dieses Wohnstallhaus, das sog. "vormittelalterliche dreischiffige Wohn-Stallhaus", gliedert seinen Innenraum durch zwei Pfostenreihen (eingegrabene Ständer) in der Längsrichtung. Solch ein Pfostengerüst ist in der Lage, ein regelrechtes Sparrendach zu tragen. Der Innenraum ist in der Vertikalen bis zum Dachfirst nicht unterteilt; dieser Haustyp verfügt also noch nicht über einen Erntedachboden. Die niedrigen Flechtwerk-Außenwände haben nur raumabschließende, keine tragende Bedeutung; alle diese Häuser verfügen über ein Vollwalmdach. Mit dem Zweipfostenbau dieses Haustyps sind wir aber noch weit entfernt vom hochausgebildeten, mittelalterlichen Gerüstbau mit Sparrendach. Eine der einschneidenden Erfindungen in der Geschichte des
dreischiffigen Hallenhauses ist der im Hochmittelalter (hierzulande im
13./14. Jahrhundert) vollzogene Übergang vom Pfosten- zum Ständerbau und die
Herausbildung einer Wohn- und Wirtschaftshalle. Der Ständerbau hat eine
weitaus längere Lebensdauer (im Durchschnitt 300 Jahre) als der Pfostenbau,
da die tragenden Stützen auf Fundamentsteinen oder untermauerten
Holzschwellen stehen und nicht mehr im Boden eingetieft sind. Das neue
Ständergerüst in diesem mittelalterlichen Hallenhaus ist jetzt auch erstmalig
in der Lage, einen Erntedachboden zu schaffen. Durch Balken und darüber
gelegte Rundhölzer wurde der hohe Dachraum von der Halle abgeschnitten. Mit
Hilfe von Zusparren war eine Möglichkeit gegeben, die Seitenschiffe zu
erweitern und Raum zu gewinnen für das Mittelschiff.
Wenn der Bauer von nun an mühsam die Ernte auf den Balken hochforkte, so tat er das aus der Erfahrung und zu dem Zweck, dass sich der Herdrauch vorteilhaft auf den Erntestapel auswirkt; denn der Rauch trocknet eingefahrenes Getreide, beizt das Korn, vertreibt Ungeziefer und konserviert das Holz, um nur die wichtigsten Gesichtspunkte anzuführen. Ferner war man in der Lage, das Mittelschiff als Dreschdiele zu benutzen, was zur Folge hatte, dass das Vieh mit dem Kopf zur Diele gestellt wurde. Die Erfindung des mittelalterlichen dreischiffigen Hallenhauses war natürlich nicht die Tat eines einzelnen, sondern es verdankt sein Entstehen dem eifrigen Bemühen vieler. Die entscheidende Weiterentwicklung gegenüber dem vormittelalterlichen Hallenhaus erhielt es aber durch die Berufshandwerker der Klöster, der Herrensitze und der Stadt. Die frühen Anstöße dazu gehen allem Anschein nach von den niederländisch-niederrheinischen Gebieten aus. Obwohl die niederdeutschen Hallenhäuser zunächst nur als Zweiständerbauten errichtet wurden, heben sich deutlich zwei wesensverschiedene Zimmerungen voneinander ab, je nachdem, wie der Balken zu dem Ständer gefügt ist und welche Gerüstaufgabe ihm zukommt, und zwar die sog. Ankerbalkenkonstruktion und die Dachbalkenkonstruktion. Die "Ankerbalkenkonstruktion" (das sog. Hochrähmgefüge) stellt eine Frühform des Hochmittelalters dar (der Ernteboden konnte nur zum geringen Teil die Ernte fassen, da ansonsten bei zu großer Belastung ein Abknicken der Ständer befürchtet werden mußte; denn zur Aufnahme des Ankerzapfens wurde zuvor der Ständer aufgeschlitzt, also geschwächt), die in den niederländisch-niederrheinischen Landschaften ausgeformt wurde. Von dort drang das Hausgerüst weiter vor in das westliche Emsland, den Hümmling und in den nordwestlichen Teil des Oldenburger Landes. Im mittleren Westfalen - vor allem im Oberwesergebiet - kam es zu einer Gegenbewegung. Angeregt durch mitteldeutsches und umgewandeltes niederländisch-niederrheinisches Kulturgut, bildete sich dort im Spätmittelalter in den Ackerbürgerdörfern und -städten die Hochform des niederdeutschen Hallenhauses aus, das "Dachbalkenhaus" (das sog. Unterrähmgefüge), später noch bereichert durch die Sparrenschwelle. Diese Strömung verlief über die Osnabrücker Lande weiter nördlich bis in das Oldenburger Land und vermochte in den weiteren Regionen das alte Ankerbalkengefüge zu verdrängen. Diese Hochform verfügt über ein hohes und breites Mittelschiff und ein tragfähiges Ständergerüst mit einem hohen Sparrendach, ganz darauf ausgerichtet, Menschen, Vieh, das gesamte Erntegut und zahlreiche Vorgänge des Wirtschaftens unter einem Dach zu vereinigen. Die größtmögliche Breite des Erntedachbodens überhaupt erreichte das niederdeutsche Hallenhaus mit dem "Vierständerbau", bei dem die Ständer in den Außenwänden ebenso tragen wie die inneren Dielenständer. Diese Weiterformung des Zweiständergefüges ist eine Kulturleistung des ausgehenden 16. Jahrhunderts, erreichte aber das Osnabrücker Nordland sowie das Oldenburger Land erst im 18. Jahrhundert. [...]
Typen Niederdeutscher HallenhäuserZwei-, Drei- und Vierständerhaus (n. Johannsen 1974in: Seedorf, Meyer, Landeskunde). Zweiständer und VierständerhausWilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980, S. 21
Giebel- und WalmformenVielfältige Formen des niederdeutschen Hallenhauses aus Kaiser u. Ottenjann 1981in: Seedorf, Meyer, Landeskunde Das Wohnen im Bauern- und AckerbürgerhausWilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980 Häuser sind Menschenwerk, aber sie formen auch den Menschen, der in ihnen aufwächst und lebt, in seinen Lebensauffassungen. Die Geschichte der verschiedenen Typen des Hallenhauses im Oberweserraum ist zugleich eine Geschichte des Wohnens in diesen Häusern. „Sicher ist, dass die Fachwerkgestaltung nur von der Art der Ständerverbände, nur aus der Innenkonstruktion des Hauses zu begreifen ist. Doch darüber hinaus ist der Wille zu dieser Konzeption, zu dieser Form entscheidend“ (Walter Borchers). Wohl selten hat ein Häusertyp die Menschen in ihrem Zusammenleben so stark geprägt wie das Hallenhaus. Wo viele Menschen in einem Großraum wie der hallenartigen Deele zusammenlebten, da muss strenge Ordnung herrschen, sonst ist diese enge Lebensgemeinschaft von Familie und Hofgesinde nicht zu verwirklichen. Es war eine patriarchalische Lebensgemeinschaft, der sich niemand entziehen konnte, vor allem nicht in der ältesten Hausform, dem allseits offenen Durchgangshaus. Separierte Räume, in die sich der einzelne zurückziehen konnte, gab es dort nicht. In exakter Staffelung baute sich die soziale Pyramide der bäuerlichen Hausgemeinschaft auf: Hausherr, Hausfrau, Großknecht, Kleinknecht, Schäfer, Pferdejunge, Großmagd, Kleinmagd, Küchenmädchen und die Kinder der Familie nach Geschlecht und Alter. In der Tischordnung kam dies deutlich zum Ausdruck: am Tischende saß der Hausherr auf dem ihm allein zustehenden Lehnstuhl, auf den Bänken rechts und links die Hausfrau mit dem nach Rang und Geschlecht aufgereihten Gesinde, am Tischende schließlich die Kinder, von denen in Lippe früher die Kleinsten keinen Sitzplatz beanspruchen durften, sondern stehend essen mußten. Diese strenge soziale Ordnung im Hauswesen war nicht nur für das Bauerntum, sondern auch für die Bürger, insbesondere die Ackerbürger bindend. Die gemeinsame Lebensform im häuslichen Wohnen, das sich in Stadt und Land im grundsätzlich gleichartigen Hallenhaus mit dem zentralen Deelenraum vollzog, erhielt sich bis zum frühen 19. Jahrhundert. Sie ist für das enge Stadt-Land-Verhältnis des Oberweserraumes bezeichnend. Im Bauernhaus war es die weiträumige Deele mit dem hohen Einfahrtstor, in der sich ein großer Teil der landwirtschaftlichen Arbeit vollzog. Dem Ackerbürger diente die Deele als handwerkliche Werkstatt, im Patrizierhaus war die repräsentative Kaufmannsdeele mit der großen Waage Schauplatz von Handel und Wandel. Feste wurden auf ihr gefeiert – Hochzeit und Taufe –, und die Totenbestattung nahm auf den Dörfern ihren Ausgang von der Hausdeele. Sozialgeschichtlich umfasst diese einheitliche Grundgestalt des niederdeutschen Bauern und Bürgerhauses einen weiten Spannungsbogen, wie er in der Geschichte der Wohnkultur anderer Landschaften auch nicht annähernd erreicht worden ist. War der Hofbauer sozusagen die patriarchalische Autorität des ganzen Anwesens, so war die Hausfrau im wahrsten Sinne damals „Frau des Hauses“, wie sie zum Ende des 18. Jahrhunderts Justus Möser in seiner klassischen Schilderung des Lebens auf der bäuerlichen Hausdeele charakterisiert hat: „Die Wohnung des gemeinen Bauern ist in ihrem Plan so
vollkommen, dass solche gar keiner Verbesserung fähig ist und zum Muster
dienen kann. Der Herd ist fast in der Mitte des Hauses, und so angelegt, dass
die Frau, welche bey demselben sitzt, zu gleicher Zeit Alles übersehen kann.
Ein so großer und bequemer Gesichtspunkt ist in keiner anderen Art von
Gebäuden. Ohne von ihrem Stuhle aufzustehen, übersieht die Wirthin zu
gleicher Zeit drey Thüren, dankt denen, die hereinkommen, heißt solche bey
sich niedersetzen, behält ihre Kinder und Gesinde, ihre Pferde und Kühe im
Auge, hütet Keller, Boden und Kammer, spinnet immerfort und kocht dabey. Ihre
Schlafstelle ist hin ter diesem Feuer, und sie behält aus derselben eben
diese große Aussicht, sieht ihre Gesinde zur Arbeit aufste hen und sich
niederlegen, das Feuer anbrennen und verlöschen und alle Thüren auf und
zugehen, höret ihr Vieh fressen, die Weberin schlagen und beobachtet wiederum
Keller, Boden und Kammer... Der Platz bey dem Herde ist der schönste unter
allen. Und wer den Herd der Feuersgefahr halber von der Aussicht auf die
Diele absondert, beraubt sich unendlicher Vortheile. Er kann sodann nicht
sehen, was der Knecht schneidet und die Magd futtert. Er hört die Stimme
seines Viehes nicht mehr... Wer vollends seine Pferde in einem besonderen
Stalle, seine Kühe in einem anderen und seine Schweine im dritten hat und in
einem eigenen Gebäude drischt, der hat zehn Wände und Dächer zu unterhalten
und muss den ganzen Tag mit Besichtigen und Aufsichthaben zubringen.“ Im Flettdeelenhaus entwickelte sich allmählich die Tendenz zum individuellen Wohnen. Durch das quergelagerte Flett mit Herdfeuer, Eß und Waschnische hob sich bereits ein besonderer Wohnbereich gegenüber der hallenartigen Deele ab, der immerhin in den beiderseitigen Nischen schon stubenähnliche Räumlichkeiten bot, in die man sich zurückziehen konnte. Bauliche Neuerungen förderten dann den Separatismus der Wohngemeinschaft. Früher brannte im Flett das offene Herdfeuer, dessen Rauch gemächlich in der hohen Deele abzog. Seit dem 18. Jahrhundert wurden auf behördlichen Druck zur Brandsicherung die offenen Schornsteine eingebaut, die durch ihren starken Luftzug den Aufenthalt im Flett ungemütlich machten (es „zog wie Hechtsuppe“). Nur ein harter Menschenschlag mit zäher gesundheitlicher Widerstandskraft konnte es in diesen Häusern aushalten. [...] Von einschneidender Bedeutung für die weitere Entwicklung des Flettdeelenhauses war der Anbau der Ofenstube im Kammerfach am Ende des Hallenhauses. Nun „hauste“ man nicht mehr im hallenartigen Wohnstallhaus, man „wohnte“ in einer regelrechten heizbaren Stube. Wie Josef Schepers treffend bemerkt hat, stand „das offene rauchende und rußende Feuer immer dem Großraumwohnen nahe, das eingesperrte Feuer dem Kleinraumwohnen“. Die Ofenstube kam, wie bereits erwähnt, aus dem oberdeutschen und mitteldeutschen Raum. Das südliche Niedersachsen übernahm sie bereits vor der Reformation aus Sachsen-Thüringen, das südliche Westfalen erst nach der Reformation aus Hessen. Das Kammerfach im Bauernhaus, die Winterstube mit Ofen im Bürgerhaus, der Saal mit Kamin im Patrizierhaus, sie alle lockerten die althergebrachte Ordnung des gemeinsamen Wohnens im Großraum der Deele und förderten die individuelle Neigung zum Separatismus in Kleinräumen. Zwar hielten die Bauern noch bis ins 19. Jahrhundert hinein zumindest im Sommer am Wohnen auf der großen Flettdeele fest, aber bei den Großbauern entwickelte sich das Kammerfach mit der Wohnstube zur bevorzugten Domäne der Herrschaft, während das Gesinde als „Flettdeelenvolk“ draußen blieb. Wie stark sich die Tendenz durchsetzte, aus dem überkommenen Wohn-Stall-Haus durch An und Einbauten ein reines Wohnhaus zu machen, zeigen auf dem Hof Führing in Leese (Kr. Lippe) die strukturellen Veränderungen des Haupthauses vom Jahre 1570 im 19. Jahrhundert. HOF FÜHRING 1570 LEESE KR. LIPPE (oben) und ZUSTAND ENDE 19.JAHRHUNDERT Struktureller Wandel eines bäuerlichen Hallenhauses vom 16. bis 19. Jahrhundert. Das Haus wurde 1970/71 in seiner ursprünglichen Form im Westfälischen Freilichtmuseum bäuerlicher Kulturdenkmale (Detmold) wiedererrichtet. Wilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980
Ursprünglich war dieses Haupthaus wie alle niederdeutschen Hallenhäuser ein Wohn-Stall-Haus mit Deele, Flett und Kammerfach. Rechts der Deele waren der Pferdestall und die Knechtkammer, links der Kuhstall. In den späteren Umbauten setzt sich nun die Tendenz durch, die Stallungen in Nebengebäude des Hofes zu verlegen und aus dem Wohn-Stall Haus ein reines Wohnhaus zu machen. Die rechte Deelenseite wird nun in einen Wagenraum, Abort, eine Geschirrkammer und Gesindekammer aufgegliedert, auf der linken Deelenseite liegen eine Speisekammer, Leutestube, Waschküche, Kohlenkammer und ein Hühnerstall. In das Flett werden rechts eine Essstube und ein Wohnzimmer, links eine Küche eingebaut, so dass vom Flett in der Mitte nur ein schmaler Flur übrigbleibt, der von der großen Deele durch eine Tür getrennt ist. Das bedeutet das Ende der großen Wohngemeinschaft von Familie und Hofgesinde auf der Flettdeele. Das Gesinde hat seine eigene Leutestube, der Familie sind die Wohnräume und das Kammerfach vorbehalten. Einen weiteren tiefgreifenden Wandel im Wohnen brachte das Durchgangsdeelenhaus in den weserländischen Ackerbürgerstädten und Dörfern. Stallung und Wohnung sind nunmehr von der immer enger werdenden Deele durch Fachwerkwände getrennt. Auch die Herdstelle – sozusagen die Kommandobrücke der Hausfrau – ist auf die Wohnseite in eine Nische verlegt. Entscheidend ist aber nun, dass die Wohnstube, die sich früher fern der Straße am hinteren Ende des Hauses befand, zum Vordergiebel hin verlegt wurde, wo sie durch einen fensterreichen Ausbau – der „Utlucht“ – den Blick zur Straße freigab. Die ehemals eng abgeschlossene Hausgemeinschaft des Flettdeelenhauses nahm damit den unmittelbaren Kontakt zum Leben und Treiben auf der Dorfstraße und dem Straßenverkehr der Ackerbürgerstädte auf. Durch die neue Art des Wohnens nahm man zunehmend lebhaften Anteil am Leben der Gemeinde. Beim Querdeelenhaus mit seiner Traufenlage zur Straße wurde schließlich durch die drastische Verkürzung und Verengung der Deele ein Gemeinschaftsleben im Großraum nahezu unmöglich gemacht. Es war nur noch ein kleiner Schritt zum reinen Flurhaus, das unter westeuropäischem Einfluss seinen Weg nach Westfalen und dem Weserraum fand. Das Ende der patriarchalischen Hausgemeinschaft war gekommen, die Entbäuerlichung der Ackerbürgerstädte begann.
Entwicklungsschritte zur Erweiterung des Bauernhausesnach
einem Bericht des Warmser F. Siemann an die „Historische Kommission zur
Bauerntumsforschung“ für Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe
und Bremen von den Nationalsozialisten Anfang der 30er Jahre eingesetzt. Die
Skizzen dokumentieren zwar den Fortschritt, sind aber wegen ihrer
Schematisierung nicht zu verallgemeinern. 1880
1910
1932 Ferdinand Siemann Bericht an die Historische Kommission zur Bauerntumsforschung in: 900 Jahre Warmsen, eine Gemeinde in Wort und Bild, Schriftenreihe der Samtgemeinde Uchte Band 5 1996
Das Innere der Bauernhäuser
Die
hier abgebildeten zeigen Ansichten von Bauernhöfen, die sehr aufschlussreich sind,
die aber nicht als repräsentativ für unseren Raum angesehen werden können, da
es sich meist um Bilder aus Meier-Höfen, also großen und wirtschaftskräftigen
ländlichen Anwesen handelt. Die meisten Höfe unseres Raumes waren eher klein,
die überwiegende Mehrzahl der Menschen arm. Das kann gesagt werden, obwohl
der Hof Brandt-Everding ursprünglich in Kleinenheerse, also einer Dorfschaft
der heutigen Gemeinde Raddestorf gestanden hat. Heute
befinden sich die dargestellten Anwesen liebevoll restauriert und imposant
platziert in verschiedenen Freilichtmuseen des näheren Raumes (vgl.
Quellenangaben). Ansichten
Deele mit Toreinfahrt vom Kleinenheerser Hofim Haupthaus des Hofes Brandt-Everding aus Kleinenheerse (1673). Das Tor musste so groß sein, dass ein voll beladener Erntewagen auf die Deele fahren konnte. Das Haus bildet jetzt den Mittelpunkt des Mindener Hofes im Westfälischen Freilichtmuseum bäuerlicher Kulturdenkmale in Detmold Der Mindener Hof im Westfälischen Freilichtmuseum bäuerlicher Baudenkmale in Detmold. in: Wilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980
Deele mit Blick zum Flett im Haupthaus des Hofes Führing aus Leese (1570).In
der Mitte des Fletts befindet sich die Herdstelle mit dem offenen Herdfeuer
(vgl. Abb. 342). Das Haus wurde im lippischen Meierhof des Westfälischen
Freilichtmuseums bäuerlicher Kulturdenkmale in Detmold wiedererrichtet (vgl.
Textabb. 12 und Abb. 113). in: Wilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980
Herdstelle im FlettHaupthaus vom Hof Führing aus Leese (1570). Unter einem höheren Funkenschirm brannte das offene Herdfeuer ohne Schornsteinabzug. Mit dem verstell eisernen Kesselhaken wurde die Wärme der Kochtöpfe geregelt (Westfälisches Freilichtmuseum bäuerlicher Kulturdenkmale Detmold). in: Wilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980
Esslucht im HausHof Bierenr' aus Sielhorst (1689). Die Esslucht mit dem langen Esstisch und dem Armlehnstuhl für den Hausherrn befindet sich an der linken Fensterseite des Fletts (Museumshof des Amtes Rahden). in: Wilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980 Stube im Haupthaus des Hofes Brandt-Everdingin Kleinenheerse. In Hintergrund die Bettkastenwand aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, an der rechten Wand der eiserne Stubenofen vom Jahre 1745, der von der Deele aus beheizt wurde. Das aus dem Jahre 1673 stammende Haus wurde im Mindener Hof des Westfälischen Freilichtmuseums bäuerlicher Kulturdenkmale in Detmold wiedererrichtet (Foto: Helga Schmidt-Glassner, Stuttgart). in: Wilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980
Waschlucht mit Sandsteintrögen und WasserpumpeMeierhaus aus Ummeln (um 1550). Die Waschlucht befindet sich an der rechten großen Fensterwand des Fletts (Bauernhofmuseum Bielefeld]. in: Wilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980
Lebensgewohnheiten
Wohnungseinrichtungen 1880Ferdinand Siemann Bericht an die Historische Kommission zur Bauerntumsforschung1934 in:Chronik Warmsen Die Stube ist wie folgt eingerichtet: Ein Milchschrank mit Setten, darunter die Klappe mit dem Schmand – Pott. Ein Tisch zum Aufklappen, dahinter eine Bank. Großer Ofen, von außen zu heizen. Hinter dem Ofen ein großer Stuhl mit Armlehnen. Uhr mit Gewichten. Über der Tür ein Bord für die Bibel, Gebetbuch, Predigtbuch, Gesangbuch. Die Wände sind geweißt. Gardinen gibt es noch nicht. Stühle mit Rohrgeflecht. Unterm Spiegel hängt der Hildesheimer Kalender und der Kammkasten. Auf dem Milchschrank blankes Zinngerät, auch besseres Kaffeegeschirr. An der Wand Heiligenbilder, Konfirmationsspruch, Königl. Familie (Hannover). Der Fußboden ist mit Sand gestreut. Blumen stehen vor den Fenstern. In der guten Stube, hier „Lütke Dönze" genannt, finden sich: Tapeten an den Wänden, bessere Stühle, ein besserer Tisch, Anrichte oben mit Glastüren, eine Klappe mit Schubläden, unten große Schubläden. Es Sofa gibt es nur in wenigen, besseren Häusern. Auch ein kleiner Ofen ist da. Auch hier wird noch Sand gestreut. Manchmal steht auch hierin das Himmelbett für die Herrschaft. In den Kammern sind vielfach noch Lehmdielen. E. Hinter der Stube ist meistens ein Blumengarten, oftmals auch ein Weinstock.
Traditionelle niedersächsische Bauten unseres Raumes
Haupthaus aus Kleinenheerse (Gemeinde Raddestorf) (1673)mit dem für den Mindener Bereich typischen Steckwalm am Vordergiebel. (Foto: Hans-Georg Gessner, Bielefeld). Der Mindener Hof im Westfälischen Freilichtmuseum bäuerlicher Baudenkmale in Detmold. in: Wilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980
Pfarrwitwenhaus Borstel um 1905
Borstel Nr. 28 Als Pfarrwitwenhaus 1693 erbaut. Schmied Dietr. Wolters aus Wechhold kauft am 2.9. 1871 das Pfarrwitwenhaus von der Kirchengemeinde. Am 27.10. 1884verkauft Wolters das Anwesen ohne Schmiede an Ludwig Meyer. Meyer war Holzschuhmacher. Ludwig Meyer baut in der Heide 1907 und nimmt die Hausnummer mit. Persönliche Anmerkung: es handelt sich um den Urgroßvater meiner Frau. in Geschichte des Kirchspiels Borstel, Hrsg. Heimatverein Borstel 1990
Oden an die alten Fachwerkhäuser
Großmudder ehr Hus. Nu is dien letzte Stünne
da, Nu warst du afereten, Olt Strohhus du! Dat geiht
mi nah, Ik kann di nich vergäten Wat bün ik manchet leiwe
Mal In diene Halfdör gahne Un heff im Rook un
Torffüerstrahl An dienen Fuerherd stahne. Großmudde namm mi up den
Arm, Streik mi dat Flachshaar
eben, Un drückt mi an ehr Hart
so warm, Mit wonnevollen Beben. Un abends up den Sörgenstauhl Vertell sei mi Geschichten Van Irrlicht up den
Poggenstaul, Van Speukerments und
Wichten. Un as ens weor wer in
Vörfreujohr, Dei ersten Büsch utsleugen Großmudder up de Dodenbahr Sei nu to Grawe drögen. Dann däh min junges Hart
so weih, Ut miene Ogen störten De Tranen leit; denn
kullern sei Hendal an Mudders
Schörten. Dat is nu all so langen
her; Ik stah hier ganz alleene. Bald bist, ol Hus, du ok
nich mehr. Ik kiek die an und weene. A. Biester, Wenden in Heimatbuch Landkreis Nienburg 1936
Hofanlagen
Dorf, Ackerflur und Gemeinheit des Dorfeshier: Wittorf bei Visselhövede (Ldkr.Rotenburg/Wümme) 1754. 1 Hofplätze mit Eichen,
Grashöfe (Wischhöfe) und Gärten (Kohlhöfe) (dunkle Flächen), 2 Triftwege in die
Gemeinheit, 3 Altäcker mit zersplitterten Langstreifen, 4 jüngeres Rodeland,
5 Kampflur in der Gemeinheit, 6 Gemeinheit (Allmende): Heide, Bruch und
Buschland, 7 Hochmoor. Ansatzstelle des Dorfes, das 1740 aus 23 Hofstellen
mit rd. 50 Wohngebäuden bestand und etwa 280 Einwohner zählte, war eine
Grundmoränen-Lehminsel inmitten von Sand und Moorböden, die im Laufe der
Jahrhunderte in sehr schmale Besitzparzellen (Langstreifen) aufgeteilt worden
war. Durch die Bevölkerungszunahme war man gezwungen, auf wesentlich
schlechteren Böden Rodeäcker und Kämpe anzulegen. Quelle: H. Leerhoff: Niedersachsen in alten Karten. Neumünster 1985, S.155. Ausschnitt aus der Zehntkarte von E. H. Cumme 1754. Die nachfolgende Zeichnung zeigt, dass die Hofanlagen nicht nur regional ähnlich waren: Aufbau und Struktur kann als identisch im gesamten Weserraum angesehen werden: sie bestanden aus Wohnhaus, Spieker, Scheune, Schweinestall, Backhaus, Torfhaus und meist noch aus einem Haus für die wie auch immer rechtlich gestellten Mitarbeit, der „Leibpacht“. Niederdeutsche Hofanlage im 17/18. Jh.
Ravensberger Hof mit Nebenbauten Kupferstich aus Peter Florenz Weddingen, Historisch-geographisch-statische Beschreibung der Grafschaft Ravensberg, Leipzig 1679
Gebäude der Hofanlagen
Im folgenden sollen einige
Exemplare dieser Hofgebäude vorgestellt werden, ohne den Anspruch zu erheben,
dass die Bildvorlagen direkt unserer Gegend zuzuordnen sind: Spieker aus dem Jahre 1554aus Brosen auf dem lippischen Meierhof des Westfälischen Freilichtmuseums bäuerlicher Kulturdenkmale in Detmold. in: Wilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980 Backhaus vom Jahre 1617aus Frotheim auf dem Mindener Hof des Westfälischen Freilichtmuseums bäuerlicher Kulturdenkmale in Detmold An die Rückseite des Fachwerkbaues ist der schornsteinlose Backofen angebaut. in: Wilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980 Wagenschuppen von 1840aus Preußisch-Ströhen im Museumshof Amtes Rahden. in: Wilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980 Bleichhütteaus Rahden-Steinmasch im Rahdener Museumshof. Die Bleichhütte beherbergt das Bleichgerät und die notwendige Wache über die ausgebreiteten Leinen auf der Bleiche. in: Wilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980 Schafstall vom Jahre 1786Varl Museumshof des Amtes Rahden. in: Wilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980 Bokemühle (um 1860)aus Tonnenheide-Hahnekamp im Museumshof des Amte Rahden. In der von einem Pferdegöpel betriebenen Bokemühle wurden mit einem Hammerwerk die gerösteten Flachsstengel mürbe geklopft. in: Wilhelm Hansen (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum, Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980
Bedenken Sie aber bitte, dass diese wundervollen Gebäude liebevoll von den Museen restauriert, keineswegs typisch für unseren Raum waren. Sie dienen hier als Anschauungsmaterial. Die meisten bäuerlichen Hofgebäude waren sehr viel schlichter und sind inzwischen längst verfallen, wie auch die obigen Gebäude nicht mehr zu sehen wären, wenn nicht engagierte Menschen für den Erhalt gesorgt hätten.
Weitere Funktionsbauten
Mühlen unseres Bereiches
Mühle Hoyersvörde der Familie Gräper 1996Restauriert und saniert durch die Samtgemeinde Uchte ab 1993 Photo Adamek in: 900 Jahre Warmsen, eine Gemeinde in Wort und Bild, Schriftenreihe der Samtgemeinde Uchte Band 5 1996 Die restaurierte Mühle in Mösloh 1996„Mühlenprofessor“ Wormuth (Osnabrück) hat durch sein persönliches Egagement für den Erhalt dieses heutigen Denkmals gesorgt. Photo Adamek in: 900 Jahre Warmsen, eine Gemeinde in Wort und Bild, Schriftenreihe der Samtgemeinde Uchte Band 5 1996
Bevorratungsbauten
Die HeubergeObwohl
diese Bauweise in diesem Raum sehr selten war, nachgewiesen sind einige im
Weserraum, soll sie hier mit aufgenommen werden, da sie tatsächlich auch hier
existierten und den meisten jüngeren Mitbürgern gar nicht mehr in Erinnerung
sind.
Eine Heuberge ist ein
Pfostenbau, der zur Lagerung von Heu und Stroh genutzt wurde. Durch den
erhöhten Lattenrost war das Lagergut gegen Nässe und Kleintiere geschützt. Je
nach Füllungshöhe konnte das Dach angepasst werden. Aus Heimatbuch Hochstadt 1984 Gerd Pressler Quelle: Queichtalmuseum
Ansiedlungen und Dörfer
Bis zu den Agrarreformen im 19. Jahrhundert waren Dörfer in drei Elemente untergliedert: Siedlung (Gemeinheit), Feldmark (Anger) und genossenschaftliche Flächen (Mark). Die Siedlung wurde gebildet aus den Höfen, Häusern und Plätzen. Im Gebiet des heutigen Niedersachsen gibt es eine Vielzahl von Dorfformen, die aus der Entstehungsgeschichte der Dörfer erklärbar sind oder mit geographischen Gegebenheiten zusammenhängen. Die Vollbauernhöfe der Meier, Höfelinge und Großkötner waren die größten Höfe und lagen meist im Zentrum des Dorfes. Abseits oder am Dorfrand standen die Häuser der Kleinkötner und der Brinksitzer, die nur über ein kleines Grundstück beim Haus und einen Anteil an der Gemeinheit verfügten. Brinksitzer und Kleinkötner waren meistens Handwerker. Die unterste Gruppe im Dorf bildeten die Häuslinge. Diese besitzlosen Dorfbewohner wohnten oft in Nebengebäuden der Höfe oder in Hütten, ernährten sich durch Lohnarbeit und durften ihr Vieh auf der Gemeinheit weiden lassen. Durch die Agrarreformen und die damit verbundenen Gemeinheitsteilungen verloren sie ihre Rechte an der Gemeinheit. Damit war ihre Existenz bedroht und so suchten viele Angehörige dieser ländlichen Unterschicht eine Lösung in der Auswanderung. Astrid Köhler, Kirsten Hoffmann, Ulrike Kemper, Karin Riekert. Quellen zur ländlichen Sozialgeschichte Hannover, Fachbereich Geschichte 2000
Als die schriftliche Überlieferung einsetzte, waren die meisten der
gegenwärtigen Siedlungen vorhanden. Auch die Archäologie kann nur in wenigen
Fällen durch genaue Untersuchungen die Lücken schließen. So lässt sich die
Frage nach der Erstbesiedlung des heutigen Dorf oder
Hofstandortes kaum beantworten. Die ersten Siedler haben ihre Felder und
damit auch ihre Siedlungen häufiger verlegt, wenn die Fruchtbarkeit des Bodens
erschöpft bzw. das "Dorf" abgebrannt war. Während der
Völkerwanderungszeit sind sogar ganze Landstriche verlassen worden, oder sie haben
durch Seuchenzüge (Pest u.a.) große Einbußen erlitten. Ortsnamen - Endungen als Datierungshilfenach Seedorf, Hans Heinrich und Meyer,
Hans-Heinrich (Hrsg.). Landeskunde NIEDERSACHSEN (II) 1.
Älteste Schicht (zumeist vor 300 n. Chr.) (sog. germanische Ortsnamenschicht) -ithi,
-idi, abgeschliffen
zu -ethe,
-the, -te, -ede, de, e = Wohnplatz einer Siedlungsgruppe./ -a, -aha, -ahe, -ana, -ap, -p = ältere Form für Wasserlauf, Fluss, Wasser / -lar, -leri, -lere = Weideplatz, unbebautes Land 2.
Alte Schicht (etwa 300 - 500 n. Chr.) (Völkerwanderungs-
bzw. Landnahmezeit) -mar,
-mer(en), (-marren) = feuchtes Gelände, Niedermoor / -leben = Erbsitz, Erbe, Hinterlassenschaft / -stede, -stedt, -stad(t), -ste = Stätte, Siedlung in (offener) Landschaft (2.
- 9. Jh.) / -ingen,
-ing, abgeschliffen
zu -ig,
--ie, -ens, -ern = Familiensiedlung
(z. T. bis 10. Jh.) / -heim,
häufig
abgeschliffen zu -hem,
-um, -en, -esse = Herdstelle,
Einzelhof, z. T. kleine Gruppensiedlung (Völkerwanderungszeit bis zur fränkischen
Zeit) 3.
Frühmittelalterliche Rodeperiode (etwa 500 - 800) -büttel
(-bodal)
= Haus und Hof (5. - 9. Jh.) / -dorf, -torf, -trop, -trup = Gruppensiedlung (meist 6. - 12. Jh.) / hausen, abgeschliffen zu sen, se = Dorf, Gruppensiedlung (6. - 12. Jh.) / -borstel, -bur, -bir = (buri stal) = Wohnplatz, Hofstelle (ab 9.
Jh.) 4.
Fränkische Staatskolonisation sowie hochmittelalterliche Ausbau und Rodeperiode
(etwa 800 - 1350) -loh,
-lah, -le, -el = kleiner
offener Laubwald, Hain (ab 7. Jh.) -horst
= mit
Buschwerk bestandene Anhöhe im feuchten Gelände (zumeist 6. - 9. Jh.) -hof,
-hafe, -höfen = Hof,
eingefriedigter Raum, Herrenhof (schon ab 8. Jh.) -feld
= ebenes
altes Ackerstück (als Ortsname ab 9. Jh.) au,
(slawisch:aw,
ow) = Insel, Land am Wasser (etwa ab 900 n. Chr.) -rode,
-rade, -rott, -röden = Rodung der Binnenkolonisation (häufig im 11./12. Jh.) -beck,
-bach, -beek, -eke = kleiner
Wasserlauf im Waldland -hagen,
-hag = Hecke,
Gehege, abgegrenzte Gemarkung, Buschwald (als Siedlungsname 11. - 14. Jh.) -berg,
-burg = Anhöhe,
geschützter Platz (etwa ab 10. Jh.) / -stein = felsige Höhe, Burg (zumeist ab 11./1 2. Jh.)
DorfformenLändliche Siedlungsformen 19. Jh. in Niedersachsennach Seedorf, Hans Heinrich und Meyer,
Hans-Heinrich (Hrsg.). Landeskunde NIEDERSACHSEN (II) n. Wächter 1959, verändert und ergänzt vom Autor Die niedersächsischen Dörfer sind alters und entstehungsmäßig ein vielschichtiges historisches Erbe. Das wird am deutlichsten in den Dorfformen, die sich zumeist auf eine viele Jahrhunderte umfassende Entwicklung zurückführen lassen. [...] Dementsprechend groß ist die Vielfalt der Siedlungsformen. Lässt man allerdings die erst im 20. Jahrhundert angefügten starken Flächenausbauten und die Ansiedlungen an den neu entstandenen Straßen und Eisenbahnlinien außer acht, ...so lassen sich die ländlichen Siedlungsformen einigen wenigen Grundtypen zuordnen: Streusiedlungen (Einzelsiedlungen), Kleinsiedlungen (Drubbel, Weiler), lockere und geschlossene Haufendörfer, Platzdörfer (Wurtendörfer, Rundlinge) und Reihensiedlungen (Marsch, Wald, Moor und Hagenhufendörfer, Straßendörfer). Sie bestimmen auch heute noch das Grundmuster der ländlichen Siedlungen in den einzelnen niedersächsischen Landschaften. Wie der Name "Dorf, -dorp, -trup" aussagt, der eine Ansammlung von Häusern bedeutet, sind in der Siedlungslandschaft mehr oder weniger große Haufendörfer die Regel. Im südlichen Bergland und in den Lößbörden dominiert das große geschlossene Haufendorf, das auch entlang der Flüsse und in den fruchtbaren Gebieten der Geest (z. B. auf Sandlößböden) vertreten ist. Es handelt sich in der Regel um eine sehr alte Siedlungsform, die sich aus kleinen Anfängen mit 4 - 12 Höfen entwickelt hat. Infolge der Bevölkerungsvermehrung hat sie durch Teilungen und Absplitterungen, aber auch durch Zuzug aus Wüstungsdörfern, eine ständige Stellenvermehrung und Verdichtung erfahren, solange die agrare Tragfähigkeit das zuließ. Aussiedlungen in die Gemarkung hinaus mit Einzelhofbildung wurden hier nicht gestattet.
hier
werden demnächst verschiedene, in unserem Raum vorkommende Siedlungsformen
dargestellt.
Literaturverzeichnis
Örtliche Chroniken
Borstel: Geschichte des Kirchspiels Borstel, Hrsg. Heimatverein Borstel 1990
Leese: 800 Jahre Gemeinde Leese 1983, Gemeinde Leese (Hrsg.), Schriftleitung Heinrich Munk, 1983
Voigtei: F. Bomhoff, Voigtei eine Streusiedlung am Rande der Moore in Steyerberger Chroniken 1989
Überregionale BeschreibungenGade, Heinrich Historisch-geographisch-statistische Beschreibung der Grafschaften Hoya und Diepholz, 2 Bände, Nienburg 1901.
Hansen, Wilhelm (Text) Herbert Kraft (Photos), Fachwerk im Weserraum,
Verlag CW Niemeyer, Hameln 1980
Seedorf, Hans Heinrich und Meyer,
Hans-Heinrich (Hrsg.), Landeskunde NIEDERSACHSEN. Natur und Kulturgeschichte eines Bundeslandes. Band II:
Niedersachsen als Wirtschafts- und Kulturraum. 1996. Wachholtz-Verlag Neumünster.
Wird
fortgesetzt...
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